Das Lied von der Glocke
by Friedrich SchillerFest gemauert in der Erden Steht die Form, aus der die Glocke, Wenn die Erde sie gebar. Sie gossen sie mit Feuer und mit Zorn, Daß die Flamme sie in ihrer Glut gebar. Aus der Schmiede kommt sie, Und ein Werk des Lebens wird die Glocke. Sie läutet uns zur Arbeit, zur Zeit, Wenn wir im Traume erwachen, Wenn die Menschen zu Handwerken ziehen. Sie läutet die Stunde, wenn es Zeit ist, Wenn die Menschen zur Ruhe kommen. O du heilige Glocke, Du läutest in der Dunkelheit. Du schenkst den Menschen das Leben, Du kündest von Hoffnung und von Liebe.
I fiumi
by Friedrich HölderlinO, wie schön ist die Welt, die Blumen, die Lüfte, die blauen Wolken, die Ströme, die Hügel, O, wie schön ist der Frühling, und das Herz will lachen. Die Liebe, die blüht, die Freude, die Knospen, die fruchtenden Äste, O, wie schön ist das Leben, und der Mensch soll erfreuen sich des Lebens und der Liebe.
Der Panther
by Rainer Maria RilkeSein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe So müde geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe Und hinter tausend Stäben keine Welt. Der sanfte Gang der starken Schritte, Der nicht mehr liebt, der aber noch kann; Und sein Herz, das in der Brust voll von Stäben, Und seine Schwingen, die er nicht mehr kann. Und so ist alles mit ihm zu Ende. Die Tiere haben es nicht einmal gewusst; Sie haben es nicht einmal gewusst, Wie lange er vor der Tür gestanden.
An den Frühling
by Ugo FoscoloO Nume, che nel fulgore Delle nazioni ti mostri! I tuo destini sono Scritto nella storia, Ma la gloria svanisce E il potere si perde. O grande uomo, Dove sei ora?
Der Weg
by Hermann HesseEs war ein Weg, ein stiller, schmaler Weg, der führt ins Heimatland. Dort wo die Blumen blühen, Dort wo die Vögel singen, Dort wo die Bäume stehen, und die Luft ist rein. Und so ging ich den Weg, ein stiller, schmaler Weg, um Frieden zu finden, um die Seele zu heilen, und ich fand das Licht, und ich fand das Leben.
Mondnacht
by Joseph von EichendorffEs war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküßt, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogen sacht, Der Weinberg rippenwärts Im Abendrot erwacht. Im Schatten blühten Wälder, Die von den Sternen sahn; Und über stillen Dörfern Geht der Weg zum Abendblühn.
Der Strauß
by GoetheDer Strauß, den ich gepflücket, Grüße dich vieltausendmal! Ich hab mich oft gebücket, Ach, wohl eintausendmal, Und ihn ans Herz gedrücket Wie hunderttausendmal!
An die Freude
by Friedrich SchillerFreude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elisium, Wir betreten feuertrunken Himmlische, dein Heiligthum.
Die schlesischen Weber
by Heinrich HeineIm düstern Auge keine Träne, Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: »Deutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch -Wir weben, wir weben!
Die Stadt
by Theodor StormAm grauen Strand, am grauen Meer Und seitab liegt die Stadt; Der Nebel drückt die Dächer schwer, Und durch die Stille braust das Meer Eintönig um die Stadt. Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai Kein Vogel ohn Unterlaß; Die Wandergans mit hartem Schrei Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei, Am Strande weht das Gras. Doch hängt mein ganzes Herz an dir, Du graue Stadt am Meer; Der Jugend Zauber für und für Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir, Du graue Stadt am Meer.
Max und Moritz
by Wilhelm BuschAch, was muß man oft von bösen Kindern hören oder lesen! Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Max und Moritz hießen; Die, anstatt durch weise Lehren sich zum Guten zu bekehren, oftmals noch darüber lachten und sich heimlich lustig machten.
Ein Männlein steht im Walde
by August Heinrich Hoffmann von FallerslebenEin Männlein steht im Walde ganz still und stumm; Es hat vor lauter Purpur ein Mäntlein um. Sagt, wer mag das Männlein sein, das da steht im Wald alleinmit dem purpurroten Mäntelein?